Unsere Vereinsmitglieder und aktive Clowns rezensieren Fachliteratur zu den Themen Humor und Pflege

„Clowns für Menschen mit Demenz“ von Ulrich Fey

erschienen im MABUSE Verlag

Anke Klöpsch rezensiert „Clowns für Menschen mit Demenz“ von Ulrich Fey

Das Buch von Ulrich Fey liest sich leicht und angenehm. Es vermittelt den Eindruck, dass Herr Fey ein Mann der Praxis ist und das Geschriebene wirkt so authentisch, als hätte er es direkt aus seinem Gedächtnis, aus den Erlebnissen seiner jüngsten Besuche im Seniorenheim zusammengefasst.

Der Bericht ist dabei nicht oberflächlich und neben den persönlichen Erfahrungen klingen immer wieder auch wissenschaftlichen Hintergründe zu den Themen „Humor“ und „Humor in der Pflege“ an. Einfach und verständlich zusammengefasst erläutern sie den Sinn der Arbeit von Clowns mit Demenzbetroffenen, und belegen, dass es sich bei den Clownsbesuchen nicht etwa um eine Spinnerei oder um eine von Clownsvereinen geschickt in Szene gesetzte Marktlücke handelt, sondern dass es sich – auch in den Augen von Psychologen und Ärzten – um ein ganz ausgezeichnetes Mittel handelt, Kontakt zu Menschen herzustellen, die in einer kontaktarmen Welt leben. Denn das ist sie, die Welt der Dementen, und U. Fey schildert ihre Lage mit großer Sensibilität und einem bemerkenswerten Einfühlungsvermögen.

Anhand von vielen Beispielen beschreibt das Buch die zahlreichen Möglichkeiten einer gelungenen Interaktion zwischen Clown und Dementen, doch es verschweigt auch nicht die Grenzen dieser Begegnungen.

Es ist ein schönes Buch, das mit dem Selbstbekenntnis des Autors schließt, dass er, wenn er eines Tages alt ist und an Demenz leidet, gern von Clowns besucht werden möchte. Ich glaube, das möchte ich auch.

Ich möchte hinzufügen – auch wenn das nicht mehr direkt zum Inhalt der Rezension gehört – dass ich ebenfalls als Clown seit mehreren Jahren Seniorenheime und insbesondere Demenzstationen besuche. Viele von den im Buch beschriebenen Situationen sind mir bekannt, und das meiste, das Herr Fey hier schreibt, kann ich voll und ganz bestätigen. Ich freue mich persönlich sehr darüber, dass endlich ein Buch zu dieser wertvollen Arbeit erschienen ist, das auch unbeleckten Lesern einen guten Einblick liefern kann. Denn dass es nicht einfach ist, diese Arbeit zu beschreiben, erlebe ich fast jeden Tag.

  • Taschenbuch: 183 Seiten
  • Verlag: Mabuse-Verlag; Auflage: 1., (1. November 2012)
  • ISBN-10: 3863210158

„Ich spreche für mich selbst“ von Demenz Support 2010

erschienen im MABUSE Verlag

Sophie Hanses-Ketteler rezensiert „Ich spreche für mich selbst“ / Demenz Support

Im ersten Teil des Buches finden sich längere Texte von verschiedenen Menschen, die von einer Demenz betroffen sind. Sie beschreiben, wie sie von ihrer Demenz erfahren haben, wie ihr Umfeld reagiert hat, wie sie versuchen, diesen „neuen Lebensabschnitt“ zu gestalten, was ihnen dabei geholfen hat, was sie sich von ihrer Umwelt wünschen und was sie verzweifelt, wütend oder traurig macht. Auch einige Gedichte und Lieder finden sich darunter.

Den zweiten Teil bilden zwei Emailinterviews mit 2 demenzbetroffene Demenzaktivisten – Dr. Richard Taylor (USA) und James McKillop (Schottland), die in ihrer konfrontativen, öffentlichen Umgangsform mit ihrer Demenz nachahmenswerte Vorbilder und Inspirationen für die gesellschaftliche Um – denk – weise geschaffen haben. Richard Taylor schreibt ganze Bücher und hält Vorträge über die Erfahrungswelten des Demenzbetroffenen, James McKillop hat die Scottish Dementia Working Group (SDWG) mitbegründet, eine Gruppe, von Demenzbetroffenen, welche in der Öffentlichkeit aktiv wird, um auf die Belange und Bedürfnisse von Demenzbetroffenen aufmerksam zu machen und die öffentliche Wahrnehmung des Themas zugunsten der Betroffenen zu beeinflussen.

Der dritte Teil besteht aus Zitaten und Gesprächsauszügen, die von Demenzsupport in verschiedenen Zusammenhängen gesammelt und nach Themen (Diagnose, Diskriminierung, Forderungen usf.) ausgesucht und zusammengestellt wurden.
Im Nachwort finden sich weiterführende Anregungen und Adressen.

Mit „Ich spreche für mich selbst“ hat Demenz Support Stuttgart ein unkonventionelles Buch herausgegeben, dass Menschen mit Demenz selbst zu Wort kommen lässt, im Gegensatz zur Fachliteratur, die sonst meist über Betroffene schreibt. Die Perspektive wird gezielt auf die Wahrnehmung der Betroffenen gelegt. Die Texte sind zugleich berührend und aufrüttelnd. Schon nach einigen Seiten wird deutlich, was die „Diagnose Demenz“ für den Menschen bedeutet, welche Gefühle sie auslöst. Die Texte haben unterschiedliche Schreibstile, sie geben den Individuen das Wort und zeigen sie als fühlende, kreative, kluge, hintergründig Menschen, nicht als Kranke. Das ist sehr heilsam für den Leser, erweckt eine Gänsehaut, denn es macht die Dimension in der Gesellschaft plötzlich unbarmherzig klar – das Menschen wegen einer Diagnose plötzlich nicht mehr die gleichen sein lässt, sondern sie aus der Mitte der Gesellschaft herrauswirft, ihnen Arbeitsunfähigkeit und geistige Minderbemittelung unterstellt. Doch zum Glück bleibt es nicht bei dieser Aussage. Die Herausgeber haben darauf geachtet, auch Lösungsvorschläge mit einzubeziehen, sie geben Hilfe zur Selbsthilfe, sei es, sich in Form von Betroffenengruppen zu organisieren, die eigene Kreativität (wieder) zu finden und auch das Umfeld in Bezug auf ihre Klischees und Umgangsformen wachzurütteln. Insgesamt ein sehr gelungenes und allseits zu empfehlendes Buch, aufrüttelnd und provozierend aber nicht destruktiv, gefühlvoll und tiefsinnig, aber nicht im Selbstmitleid zerfließend, einfach ins Herz gehend…

„Darf Pflege(n) Spass machen / Humor im Pflege- und Gesundheitswesen“ von Siglinde Anne Siegel

erschienen in der Schlüterschen Verlagsgesellschaft

Sophie Hanses-Ketteler rezensiert “Darf Pflege(n) Spaß machen?”

Siglinde Anne Siegel versucht in ihrem Buch „Darf Pflege[n] Spass machen/Humor im Pflege- und Gesundheitswesen: Bedeutung, Möglichkeiten und Grenzen eines außergewöhnlichen Phänomens“ (Katholische Fachhochschule Freiburg/Fachbereich Pflege) eine grundlegende Einführung in das Thema Humor und Pflege zu geben.

Beginnend bei den verschiedenen Definitionsmöglichkeiten von Humor, über die Bedeutung von Humor für die Pflege und im Gesundheitswesen bis hin zu konkreten praktischen Vorschlägen und Überlegungen, welche Humorinterventionen für die Pflege und die Pflegepädagogik sinnvoll sind, deckt Siglinde Anne Siegel das bisher entstandene Spektrum rund um den „Humor in der Pflege“ ab.

Sie bemüht sich, in aller Kürze vorhandene theoretische und praktische Ansätze wiederzugeben und verständlich darzustellen. Der Leser kann sich somit schnell ein Bild machen, was interessant für ihn ist und über welche Themen er sich weiterbelesen möchte. Dann findet er auch die entsprechenden Literaturverweise.

Als Einstieg ist das Buch also sehr geeignet und liebevoll gemacht. Es gibt viele Ideen und macht Lust, eigene praktische Erfahrungen zu sammeln. Wer sich mit dem Thema „Humor in der Pflege“ schon beschäftigt hat, dem wird das meiste allerdings sehr bekannt vorkommen. Siglinde Anne Siegel beruft sich auf viele Klassiker der theoretischen Kommunikations- und Humorliteratur (Titze, Hirsch, Bischofberger, Schulz von Thum). Sie entwirft weniger eigene Ideen, sondern greift bestehende Ansätze auf. Wer z.B. schon Iren Bischofberger („Das kann ja heiter werden/Humor und Lachen in der Pflege“/Bern 2002) gelesen hat, der wird bei Siegel nicht mehr viel neues finden. Auch die Zitate und praktischen Beispiele sind u.a. von dort übernommen. Darum sei das Buch demjenigen empfohlen, der sich entweder zum ersten Mal mit dem Humor in der Pflege beschäftigen oder aber eine übersichtliche und kompakte Zusammenfassung der bisher entstandenen Literatur bekommen möchte – nicht aber demjenigen, welcher schon ein wenig Einblick hat und nach neuer Inspiration sucht.